Dienstag, 22. April 2008

Grails - der Gral der Webentwicklung

Mann, oh mann! Zweimal schon wollte ich mir diesen Talk in Hamburg schon anhören - in der XP-User Group und an der HAW. Hat beide Male nicht geklappt, also muss es hier endlich gehen. Ich komme ja aus der Ecke Web-Entwicklung und das Thema wird mich bestimmt auch nicht ganz loslassen, auch wenn ich im Moment eher Service-orientiert und Eclipse RCP-lastig unterwegs bin. Vielleicht gibt's ja auch neue Ideen für ein RCP-Grail, denn convention over configuration hat sich dort auch noch nicht durchgesetzt. Hinzu kommt, dass dies die meiner Meinung nach "schwächste" Session-Runde ist (hier hatte ich nur vier Talks zur Auswahl) und wir uns kollegentechnisch etwas aufgeteilt haben und wir so nichts relevantes verpassen. Hoffentlich.

Hey, cool. Endlich hat sich's mal gelohnt, dass mein Notebook so 'nen schwachen Akku hat: Dadurch wollte ich mir einen Platz mit Steckdose sichern, war früher da und muss jetzt wenigstens weder stehen noch am Boden sitzen. Grails ist ein Thema, das brennt.

Der Vortragsstil - zumindest der Einstieg - ist schon mal klasse. Ich persönlich stehe ja auf diese Art von Vorträgen. Anhand von "Praxisbeispielen" beleuchten die beiden Web-Frameworks: Es ist mehr eine Pannenshow in Bildern aus allen möglichen Bereichen, mit Übertragung auf die Web-Frameworks. Die Folien danach sind eher klassisch, aber gut, es soll ja auch nicht nur cool sein, sondern auch informativ.

Spring, Hibernate und Sitemesh sind die Grundlagen von Grails, Groovy ist nur der Zuckerguß auf diesen Grundlagen. Und da der Zuckerguß dünn ist, wird die Applikation auch nicht dick, soll heißen langsam durch die doch vergleichsweise geringe Performance. Neben diesen Grundlagen stecken in Grails noch andere Libraries für Ajax, Batch, Sicherheit und Tests. Eigentlich sind es die alten Bekannten aus der Welt der Webentwicklung.

Jetzt kommt ein Crash-Kurs Groovy, den gebe ich hier mal nicht weiter. Für Java-Entwickler ist der Einstieg ja suuper-leicht, aber wie immer dauert es natürlich eine Weile, bis man wirklich in der Denke der Sprache angekommen ist. Ich reite noch mal drauf rum - wer LISP kann, ... naja, lassen wir das. Worauf auch Stefan Roock nochmal hinweist: Groovy und Java integrieren sich nahtlos, man kann von Java-Klassen auf Groovy-Klassen zugreifen und umgekehrt.

Jetzt zu Grails: Zunächst mal die Persistenz: Domain-Objects werden automatisch gemappt. Ich muss also keine Hibernate-Konfiguration, keine JPA-Annotationen oder sonst etwas machen, es geht sofort los. Wobei man zugeben muss, dann man es hier halt nicht über Annotationen oder sonst etwas machen muss, sondern über die Konvention, dass es in einem Package domain liegt und dass man die Felder hasMany oder belongsTo benutzt, die jeweils eine Map bekommen. Constraints werden beispielsweise über eine Closure definiert, die eine DSL enthält. Spannendes Konzept. Stefan Roock weist noch darauf hin, dass man sich leichter tut, wenn man es erst mal so hinnimmt und nicht versucht, es erst mal zu verstehen und dann zu machen. Stimmt wohl, das Konzept ist einfach zu benutzen. Wie die Abbildung auf die Datenbank-Constraints passiert muss man eigentlich gar nicht wissen. Aber es zeigt schön die Groovy-Denke.

Der DynamicFinder ist total interessant, da er wundervoll die Dynamik der Sprache zeigt: Adresse.findAllByPostleitzahlAndGueltigBis(21502, null). Ein MOP (Metaobject Protocol) hat echte Vorteile! Die Zwischenfrage nach der IDE-Unterstützung ist natürlich interessant: IDEA hat die beste Unterstützung, Eclipse und Netbeans ziehen da nach.

GroovyServerPages setzen voll auf Sitemesh und entsprechende Taglibs. Das kann man in Java natürlich so auch selbst machen, aber Grails bringt das halt schon alles mit.

Wir haben Model und View, die Controller verbinden das. Dabei werden Controller in einem eigenen Package und über das Suffix Controller identifiziert. Interessanterweise werden die einzelnen Aktionen nicht als Methoden realisiert, sondern als Closures, die in Feldern gespeichert werden.

Jetzt geht's schon ins Eingemachte: AJAX ist eingebaut (Prototype / Script.acoluo.us, Yahoo! UI als Plugin, Dojo als Plugin). TagLibs lassen sich einfach selbst bauen: Wieder per Konvention in den Ordner taglib die eigene TagLib reinwerfen und schon ist die Taglib fertig. Stefan Roock weist darauf hin, dass man durch die Einfachheit in Grails-Projekten eigene Taglibs viel häufiger einsetzt als in Java-Projekten. Glaube ich sofort.

Testen ist in Grails direkt eingebunden. Es generiert Skelette für Domain-Klassen und Controller, integriert die Ausführung von Tests in die bereitgestellten Skripte etc. Noch ist das ziemlich langsam, weil die VM, das Framework und der Webserver immer mal wieder hoch- und runtergefahren wird.

Jetzt kommt Stefan Roock schon zu RESTful Services mit Grails, sehr interessant, aber doch durchaus vielleicht schon fast zu tief. Die Zuhörer schwitzen zum Teil schon.

Aber, es ist fast geschafft. Jetzt geht's (nach der unvermeidlichen Werbeeinblendung) zur Live-Demo. Also Console auf, TextMate auf und los geht's. Bernd Schiffer baut sich erst mal eine neue Grails-Applikation. Beziehungsweise er lässt sich eine neue Applikation bauen, und zwar vom entsprechenden Grails-Skript.
Die Domain-Klasse wird wieder per Skript erzeugt. Erst mal ist das nicht spannend, aber Plugins für Grails können sich hier einklinken und so wird beispielsweise zu der Domain-Klasse auch eine Test-Klasse erzeugt.

Jetzt kann man die Applikation starten (dazu fährt intern ein Jetty hoch). Noch passiert nicht viel - die Applikation fährt hoch, aber es ist nur die Grails-Standard-Seite zu sehen. Also - Server läuft weiter - macht Bernd Schiffer sich einen entsprechenden Controller. Den sieht man jetzt schon auf der Einstiegsseite. Fehlt noch ein View, aber die entsprechenden Ordner sind auch schon angelegt. Also flugs eine gsp-Seite angelegt.

Bisher alles ohne Server-Neustart zu sehen.

In der Klasse BootStrap gibt's eine init (und eine destroy)-Methode, dort kommt noch ein bisschen Init-Code hin (Domänen-Objekt erzeugen), Server stoppen und starten (sonst wird die BootStrap-init-Methode nicht ausgeführt). Und schon sieht man was.

Jetzt geht's weiter über das Einfügen von Links, mehr Code im Controller etc. Damit sind wir durch. Die Fragen gehen im Rauschen unter, über DataSources kann die zugrundeliegende Datenbank auswählen, Refactorings sind noch nicht wirklich gut unterstützt, es gibt verschiedene Möglichkeiten, (Java) Legacy-Code zu integrieren. Mit DB-Migrate kann man die Migration von Datenbank-Schemata durchführen.

Noch mein Fazit: Der Talk war eine gute Einführung mit einer schönen Mischung aus theoretischer Einsicht und einem praktischen Teil. Groovy ist auf jeden Fall einen Blick wert. Wann kommt jetzt das Buch?

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